Google loswerden

Eigentlich mag ich die Google-Dienste. Einfach zu nutzen, meist sehr durchdacht, mächtig! Zu mächtig? Falls ja, wie also Google loswerden? Diese Artikelreihe versucht etwas Licht in dieses Thema zu bringen …

Ich nutze personalisierte Googledienste seit Ende der 1990er Jahre. Seit Mitte der 2000er habe ich mein Hauptmailkonto da. Ich nutze Google Drive – ich zahle sogar dafür. Durch meinen Hintergrund als Webentwickler, Webseitenbetreiber und Android-Entwickler habe ich bei Google mehrere Konten, und bin auf diese Konten auch angewiesen – beruflich und privat!

Wieso Google loswerden?

Aber Google macht auch immer wieder Schlagzeilen – nicht nur positive. Google lebt vom Usertracking, vom Erstellen von Nutzerprofilen. Google will am Ende des Tage seine Werbung verkaufen, und tut alles dafür um Werbeeinblendungen möglichst erfolgreich an den Mann zu bringen.

Du wirst jetzt sagen: machen andere auch. Korrekt. Und später werde ich mich auch noch mit Facebook und Co beschäftigen. Aber erst mal ist Google an der Reihe! Google hat auch deswegen eine Sonderposition auf meiner „Services to kick“ Liste, weil Google als Plattformanbieter für Android in diesem Bereich gefühlt machen kann, was Google will. Und es auch macht!

Eine Bestandsaufnahme

Aktuell benutze ich folgende Google Dienste und habe in den Diensten eine eigene Datenbasis hinterlegt:

  • Google Suchmaschine (ersetzt durch DuckDuckGo)
  • Google Drive (ersetzt durch Nextcloud)
  • Google Docs (ersetzt durch Mailbox.org) (Details hier)
  • Google Maps
  • Google Calender (ersetzt durch Mailbox.org) (Details hier)
  • Google Mail (ersetzt durch Mailbox.org) (Details hier)
  • Google Adsense
  • Google Webmastertools
  • Google ReCaptcha (ersetzt durch eigene Lösung)
  • Google Music (ersetzt durch Nextcloud)
  • Google Analytics (ersetzt durch selbstgehostetes Matomo)
  • Google Plus (Dienst wird im Frühjahr 2019 eingestellt)
  • Google Fotos (ersetzt hier durch selbstgehostetes Piwigo und Nextcloud)
  • Google Pay
  • Youtube
  • Google Play
  • Blogger (ersetzt hier durch selbstgehostetes WordPress)
  • Google Bookmarks
  • Google Newsreader (eingestellt durch Google, mein selbsgehosteter Ersatz ist Tiny Tiny RSS)
  • Google Chrome (ersetzt durch Firefox, inklusive Funktionsgewinn)
  • Google Sharer API (seit der Ankündigung der Schließung von Google Plus hat sich dieses Thema von selbst erledigt, ist aber für andere (a)soziale Netzwerke immer noch aktuell)
  • Google Fonts
  • Google Charts

Ich habe aktuell keine Ahnung, ob diese Liste vollständig ist – aber die wichtigsten Dienste finden sich auf der Liste.

Was ist nun das Ziel?

Ich möchte Schritt für Schritt nach Alternativen suchen und so Google loswerden. Die jeweilige Alternative muss dabei folgende Kriterien erfüllen:

  1. Der zu Grunde liegende Dienst muss transparente Regeln zum Umgang mit meinen Daten bieten
  2. Der Anbieter sollte seinen Sitz an einem Ort haben, an welchem ich ihn im Fall der Fälle gerichtlich und Datenschutzrechtlich belangen kann
  3. Der Diensteanbieter sollte eine gewisse Reputation haben
  4. Der Dienst muss nicht kostenlos sein. Wenn er Geld kostet, sollte er frei von Werbung sein
  5. Die Sicherheit meiner Daten muss gewährleistet sein
  6. Die Architektur des Dienstes muss in unsere aktuelle Zeit passen – sowohl in Bezug auf Architektur als auch in Bezug auf die Nutzung am Desktop und auf Smartphones

Besprechen wir die einzelnen Punkte!

Transparente Regeln zum Umgang mit meinen Daten

Der Anbieter muss klar erläutern, was er mit meinen Daten macht, und vor allem: was er damit nicht macht. Ich möchte nicht zu einem Anbieter wechseln, der meine Daten weiterverkauft. Er soll möglichst auch kein Profiling mit meinen Daten betreiben.

Sitz des Anbieters

Was nützt mir die DSGVO, wenn der Anbieter die irische Datenschutzbehörde an der kurzen Leine führt? Was habe ich von schnellen und billigen Rechenzentren, wenn die vor Ort gültigen Regelwerke keinerlei Schutz bieten? Für mich steht fest: mein zukünftiger Anbieter muss in der EU sitzen, sollte keine „Mutter“ außerhalb der EU haben, und wenn er auch noch fair Steuern bezahlt könnten wir Freunde werden!

Reputation, auch als IT Profi

Der Anbieter sollte möglichst dadurch glänzen, dass er nicht alle paar Wochen in irgendwelchen News auftaucht, welche weitere Datenlecks vermelden. Er sollte daher anerkannt sein und den Ruf haben, zu wissen was er tut. Der Betreiber sollte sozial sinnvoll agieren. Er sollte Steuern zahlen, möglichst vor Ort und ohne aggressive Steuervermeidungsstrategie.

Kosten

Der Handel bei Anbietern wie Google und Facebook ist eindeutig: Daten gegen Dienst. Wann immer solche Dienste kostenlos sind, muss irgendwer dafür bezahlen für den Benutzer des Dienstes. Werbung, Profiling, was auch immer der Nutzer konsumiert oder liefert, es muss für den Betrieb des Dienstes aufkommen. Das will ich nicht mehr unbedingt. Ich bin wieder bereit, Geld für solche Dienste auszugeben. Wenn ein Dienst kostenlos ist möchte ich eine sehr genaue Erklärung vom Anbieter erhalten, auf welche Weise meine Nutzung des Dienstes für ihn wertvoll ist.

Datensicherheit

Wenn ich den Dienst selbst betreibe, bin ich verantwortlich für Datensicherheit. Wenn ein anderer solch einen Dienst betreibt, ist er dafür verantwortlich. Eigentlich ganz einfach. Das Problem gerade großer Diensteanbieter ist immer auch, dass diese für böswillige Zeitgenossen ein sehr attraktives Ziel bieten für Angriffe. Dafür hat ein großer Anbieter aber auch andere Möglichkeiten, eine hohe Verfügbarkeit und Datensicherheit zu bieten, schon durch ganz andere Budgetgrößen. Es gilt abzuwägen. Aber wenn ich meine Daten so einem Fremden übergebe, will ich mich – so weit das geht – gut fühlen dabei.

Architektur und Benutzerfreundlichkeit

Gerade Google hat sich einen Namen damit gemacht, gut durchdachte, benutzerfreundliche Dienste anzubieten. Einfache Bedienung am Rechner und auf dem Smartphone stehen ganz oben auf der Liste dieser Angebote. Meine noch zu findenden Alternativen sollen das auch bieten.

Gut, schauen wir mal wohin das führt.

Einige der Dienste oben aus der Liste habe ich bereits vor einiger Zeit abgelöst und konnte da Google loswerden. So ist diese WordPress-Installation hier der Ersatz für meinen Blogger-Account. Google Fotos (früher Picasa) habe ich durch ein selbstgehostetes Piwigo ersetzt. Als Standardsuchmaschine nutze ich seit Anfang 2018 DuckDuckGo – auf dem Desktop und dem Smartphone. Google Analytics habe ich durch ein selbstgehostetes Matomo ersetzt – und stelle gerade die Nutzung dieser Software ebenfalls ein. Recaptcha habe ich durch einen Eigenbau ersetzen können. Indem ich Plugins geschrieben habe, nutzen auch meine WordPress– und Piwigo-Installationen kein Recaptcha mehr. Der Newsfeed-Reader wurde von Google schon vor Jahren eingestellt, mein Ersatz dafür ist ein selbstgehostetes Tiny Tiny RSS.

Bei anderen Diensten muss ich etwas mehr suchen. Wieder andere werde ich kaum ersetzen können. Mein Playstore-Account muss da bleiben, sonst kann ich meine Apps für Android nicht vermarkten. Für ein Projekt benötige ich einen Zugang zu Bannerwerbung, weswegen mir zum Ersatz von Adsense noch nicht so viel einfällt.

Falls du mich auf dieser Reise also weiter begleiten möchtest … ich werde hier weiter Bericht erstatten und auch Details der Umzüge beschreiben. Google loswerden!

Update 5.2.2019

Wie ersetzt man Google Mail aka GMail, Google Docs und Google Calendar? Hier wird der Umzug zu Mailbox.org erklärt: https://wp.peters-webcorner.de/2019/02/von-gmail-zu-mailbox-org-umzug/.

Update 6.2.2019

Google Drive, Google Music, Google Foto: Bye Bye! In Teil drei erklären wir den Umzug zu Nextcloud. Ob selbstgehostet oder beim professionellen Dienstleister ist dabei grundlegend unwichtig.

Update 2.3.2019

Man kann Chrome wunderbar durch Firefox ersetzen. Plugins wie Multi-Acount Containers sorgen gleichzeitig für einen Funktions- und Privacy Gewinn.

9 Antworten auf „Google loswerden“

  1. Hallo, richtig so! Das Warum wurde ausreichend beschrieben. Meine persönlichen Empfehlungen noch… Bookmarks verwalte ich remote (self-hosting). Per Bookmarklet muss ich im Browser auf der relevanten Page/Url nur auf das Bookmarklet klicken…. Nach einem http-login erscheint das leichte Frontend, die Url der gewünschten Page/Url wird automatisch übernommen. Wenn man mag, kann man noch tags vergeben und anschliessend speichern. Auf Duplikate wird dabei gecheckt. Persistiert wird per sqlite db. Lässt sich z.B. per rsync auf eine NAS syncen. Als Backup. Mit dem Frontend lassen sich die gängigen Aktionen durchführen: Anlegen, Editieren, Suchen (Urls, Titel, Tags) . Bei mir hatte ich das Frontend noch etwas angepasst/erweitert (Bootstrap 3) und in ein docker image ‚verpackt‘. Kann ich nur empfehlen!

  2. Wer Own-/Nextcloud aus Performance-Sicht nicht verwenden mag, dem kann ich noch folgende ‚Apps‘ ans Herz legen: Seafile (Dateiaustausch/-sync) und baikal bzw. radicale (Kalender/Kontakte). Wobei jeder auch für sich entscheiden kann/sollte, ob er selbst gehostete Services wirklich auch überall benötigt. Einiges läuft bei mir privat nur im LAN zu Hause. Gesynct wird dann halt nur wenn man zu Hause ist (per WLAN).

  3. OK, einen hab ich noch…. 😉

    Irgendwie steckt ja G*., A*., F*., T*., M* …. hab ich eine Firma vergessen? …. heutzutage überall drin. Es wird getracked, ‚was das Zeug hält‘ !!! Da lob‘ ich mir Projekte wie ‚PiHole‘! Hängt man einen RaspberryPi mit PiHole in sein LAN und lässt darüber sämtlichen Verkehr laufen….. Das sollte auch den letzten Zweifler überzeugen. hat man das Teil in Betrieb genommen, lehnt man sich zurück….. Zwei, drei Smartphones…. Laptop und/oder PC sind im LAN…. es wird nichts mit den Geräten gemacht. Trotzdem überschlägt sich der counter auf dem Dashboard von PiHole. Im Klartext heisst es: Alle möglichen Apps und Betriebssysteme ‚telefonieren nach Hause‘ …. Und das heisst nicht nur, dass auf evtl. Updates gecheckt wird. Tracking, Werbung, Malware … :-/

  4. Weitere Alternative zu self-hosting Blog: Ghostblog + Isso (Kommentare). Ghostblog ist performant und bietet entsprechende Client Apps für Desktop und mobile um auch offline zu schreiben.

    Noch etwas das mir hier aufgefallen ist….. Avatar pics erscheinen sicherlich weil der entsprechende externe Service verwendet wird…. Das ist bereits Tracking 😉

    1. Das mit dem Tracking stimmt. Aber zum Glück kann man im Fall der Fälle auch das über ein Plugin lösen. Mal sehen, ob ich den Kram abschalte…

      1. Es gab/gibt ein Plugin welches lokal abgelegte Images verwendet. Soweit ich mich erinnern kann, konnte jeder User selbst entscheiden, ob er ein Pic von sich hochlädt oder ob ein default user-pic verwendet werden soll. Namen habe ich nicht parat. Sorry.

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