Ich hatte Geburtstag. Große Überraschung: die Familie hat mir ein Set zum Entwickeln von Schwarz/Weiß-Negativfilmen geschenkt. Das Abenteuer Filmentwicklung kann losgehen!
Aus der Kamera in den Entwicklungstank
Der Hauptdarsteller zieht um. Der Film muss aus der Kamera raus, und in die Spirale des Entwicklungstanks eingefädelt werden. All das muss in absoluter Dunkelheit passieren!
Ich spule also den Film zurück. Ich habe aufgepasst, denn die Lasche ist nicht in der Kassette, sondern schaut noch raus. Ich schneide den Film vorn gerade, und runde die Ecken leicht ab. Danach bestücke ich den Wechselsack. Eine Schere, der in seine Einzelteile zerlegte Entwicklungstank, der Film.
Im Sack fädele ich den Film in die Spirale ein. Als ich den Film komplett auf der Spirale habe, schneide ich ihn an der Kassette ab. Die Welle wird durch die Spirale gefädelt, und mit der Klammer fixiert. Ich packe die Spirale in den Entwicklungstank, und schraube den Deckel fest drauf. Jetzt kann ich alles aus dem Wechselsack nehmen, denn der Film ist nun vor Licht geschützt sicher im Entwicklungstank untergebracht.
Ich ziehe um in die Küche. Ich lasse die eine Spüle voll mit Wasser, 20°. Ich mixe die Chemikalien. Ich habe mir einen Spickzettel gemacht, denn sobald ich den Entwickler im Tank habe, bleibt mir keine Zeit für weitere Recherchen.
Der Entwickler
Ich mische den Ilford ilfotec LC29 „1+19“ (1 Teil Entwickler, 19 Teile Wasser). Ich benötige rund 500 ml Lösung für den Tank. Also messe ich 25 ml Entwickler ab, und verdünne ihn mit 475 ml Wasser aus der Spüle.
Das Stoppbad
Das Thema Stoppbad scheint eine echte Glaubensfrage zu sein. Viele schreiben aber „es geht auch mit purem Wasser“, weswegen ich auf ein Stoppbad mit spezieller Chemie bzw. Säure verzichte.
Der Fixierer
Der Ilford Rapid Fix will 1+4 verdünnt werden. Ich mische also 100 ml Rapid Fix mit 400 ml Wasser, ebenfalls wieder aus meiner Spüle. Warum erwähne ich die Spüle? Alle Bäder sollen etwa die gleiche Temperatur haben, 20° sind vorgegeben. Über den Umweg der voll gelassenen Spüle (ein Eimer geht natürlich auch) sorge ich für gleiche Temperaturen bei den Chemiebädern und dem Spülen. Man braucht aber viel Wasser, 10 Liter sollten es schon sein…
Nun aber…wir entwickeln einen Film
Die Entwickler-Lösung wandert in den Tank und meine Stoppuhr läuft los. Ich mache den Gummideckel auf den Tank und setze den Tank ein paar mal fest auf der Unterlage auf. Das soll die Luftbläschen auf dem Film entfernen. Danach wende ich den Tank eine Minute lang, circa alle 2 Sekunden einmal, nicht zu hektisch. Dann setze ich den Tank wieder fest auf und lasse ihn 1 Minute stehen. Dann wende ich den Tank 5 mal, setze ihn wieder fest auf, und lasse ihn 50 Sekunden stehen – und diesen Vorgang wieder hole ich einmal je Minute. 15 Sekunden bevor 6:30 m:ss vorbei sind, kippe ich den Entwickler in einen bereitgestellten Kanister.
Ich spüle mit klarem Wasser aus meiner Spüle. Ich spüle circa 2 Minuten. Wasser in den Tank, ein paar Mal wenden, Wasser ausschütten, und von vorn.
Jetzt kommt der Fixierer in den Tank. Die Wende-Prozedur ist identisch mit der vom Entwickler weiter oben. Nach 4 Minuten schütte ich den Fixierer in einen der Chemietanks aus dem Starterset.
Ich spüle mehrfach mit Wasser. Also: Wasser rein, 4x wenden, Wasser raus. Wasser rein, 8x wenden, Wasser raus. Wasser rein, 16x wenden, Wasser raus. Wasser rein, 32x wenden, Wasser raus.
Jetzt nehme ich 500 ml Wasser, und gebe eine Verschlusskappe von Mirasol dazu. Ab in den Tank. Ein paar mal sanft wenden, auskippen. Ich ziehe den Film zwischen zwei Fingern ab – zum Abstreifer hab ich irgendwie ein gespanntes Verhältnis. Ob am Film kommt die leichte Filmklammer dran, und unten die schwerere. Ich hänge den Film zum Trocknen in die Duschkabine.
Ein paar Erklärungen:
Warum habe ich den Entwickler in einen Kanister geschüttet, und den Fixierer in einen Tank? Den Entwickler kann man nicht wiederverwenden, den Fixierer dagegen sehr wohl. Der Entwickler darf aber nicht in den Ausguss, sondern muss recycelt werden.
Wozu das Mirasol? Das Netzmittel soll dafür sorgen, dass das Wasser gut vom Film abläuft.
Aufgetretene Probleme
Irgendwas hat während des Vorgangs auf 3 Bildern vom Film Kratzer verursacht. Ich war also unachtsam. Mal schauen, nächstes Mal muss ich da mehr aufpassen
Ich hatte ein paar Wasserflecken. Da mag zum einen an meiner Ungeduld liegen (länger trocknen lassen), zum anderen habe ich noch was falsch gemacht beim Abstreifen, denke ich. Auch hier schaue ich das nächste Mal besser drauf.
Aber: ich halte meinen selbstentwickelten Film in den Händen, und es ist ein klein wenig Magie. Deutlich kann ich Bilder sehen. Ich sehe auch besser belichtete Bilder, und welche die schlecht belichtet wurden. Endlich habe ich Antworten in den Händen auf die Frage: sind die Bilder was geworden?
Ja, sind sie…